Rebekka Ruetz im Interview
Liebe Rebekka, du hast augenscheinlich viel zu tun mit deinen Kollektionen und Arbeiten für diverse Kooperationspartner. Wie holst du dir da noch Inspiration für Nebenprojekte wie zum Beispiel Lokalkolorit?
Rebekka: Das geht in Wahrheit von ganz alleine, meistens habe ich schon Ideen zu einem neuen Projekt, obwohl ich das aktuelle Projekt noch nicht einmal abgeschlossen habe. Inspiriert werde ich durch die verschiedensten Dinge wie z. B. einen tollen Film, Architektur, ein spannendes Buch oder eine Songzeile. Manchmal inspiriert mich auch ein ausgefallenes Make-up zu einer kompletten Kollektion.
Deine Linie „Lokalkolorit“ nimmt Bezug auf örtliche Eigenheiten in Österreich. Außerdem ist es sozusagen ein Familienprojekt. Du als Designerin in Kooperation mit deiner Familie bzw. Intersport Pregenzer. Eine problemlose Zusammenarbeit?
Rebekka: Ja total, Lokalkolorit wurde sogar von meiner Familie inszeniert. Sie wollten ein besonderes Projekt für Ihre Kunden und Kundinnen ins Leben rufen und haben mich mit dem Design und der Umsetzung beauftragt. Wie auch bei anderen Projekten sprechen wir zu Beginn immer über die Wünsche und Vorstellungen meiner Kunden und ich arbeite dann die Ideen in Form eines Lookbooks aus. Meine Familie hat dann die besten Prints umgesetzt.
Macht dir deine Arbeit nach so vielen Jahren im Mode-Business noch genauso viel Spaß wie am Anfang, hat sich etwas verändert?
Rebekka: Das tut sie sehr, auch wenn sich einiges verändert hat. Mein Team und ich setzten inzwischen viel mehr Projekte um im Vergleich zu früher und arbeiten parallel an diversen Kollektionen. Das ist eine ganz neue Herausforderung, die mich auf eine gewisse Art sehr anspornt.
Was macht dir mehr Spaß, der Entwurf deiner Prêt-à-porter-Kollektion oder deine Streetwear-Kollektion YKYWI?
Rebekka: Das kann ich auf die Schnelle gar nicht sagen, da beide Kollektionen so unterschiedlich sind und mich dementsprechend auch unterschiedlich fordern und freuen. Wir starten immer mit der Prêt-à-porter-Linie, da der Aufwand für diese Kollektion sehr viel größer ist als für unsere Street-wear-Linie YKYWI.
Machst du das alles alleine, oder hast du in gewissen Bereichen Hilfe?
Rebekka: Inzwischen arbeitet ein großes Team für mich. Angefangen bei meinem Kernteam im Atelier bis hin zu meinen Näherinnen, meiner Schnittdirectrice und meiner PR-Agentur sowie meinen beiden Produktionen mit mir an meinen Kreationen. Das freut mich sehr. Außerdem gibt es da noch meine Grafikerin Ingrid von CherryBomb Werbeagentur.
Und dann wäre da natürlich mein Lebensgefährte Michael. Er ist immer mit dabei, organisiert zum Großteil meine Auftritte bei den Fashion Shows und kümmert sich intuitiv um alles, was ich nicht schaffe, … oder nicht gerne machen möchte. Es alles alleine zu machen, würde auf keinen Fall mehr funktionieren.
Du hast dich dazu entschieden, faire Kleidung herzustellen und zu verkaufen. Warum?
Rebekka: Während meinem Design-Studium hatte ich die Möglichkeit, ein Praktikum in Neu Delhi/Indien zu machen. Dort habe ich für einen großen Textilhersteller gearbeitet und die Bedingungen in den Textilfabriken gesehen. Die Menschen dort werden ausgebeutet und Chemikalien ohne jegliche Schutzmaßnahmen verwendet. Von da an war für mich absolut klar, so will ich meine Kollektionen nicht produzieren.
Du zeigst deine Kollektion jährlich zwei Mal auf der Fashion Week in Berlin. Warum diese Plattform?
Rebekka: Die Mercedes Benz Fashion Week ist der Hotspot der Modeszene im deutschsprachigen Raum. Dort treffen sich die Großen des Modebusiness‘ zwei Mal im Jahr, um ihre Kollektionen zu präsentieren.
Die Medienresonanz ist der Wahnsinn, wir waren mit unserer Kollektion jetzt zwei Jahre in Folge auf dem Titelblatt der Berliner Morgenpost. Alles, was Rang und Namen hat, kommt nach Berlin oder berichtet darüber. Auch Händler informieren sich dort über die neuesten Trends. Somit ist es ein Muss für uns, Teil der Fashion Week zu sein.
Wenn du Zeit für dich hast, was machst du dann und woher schöpfst du deine Kraft?
Rebekka: Meine Kraft schöpfe ich zum einen aus unserer tollen Natur, was naheliegend ist, weil wir ja in Tirol leben. Zum anderem aus viel geübtem „Nichtstun“. Die Füße hochzulegen und einfach den Moment zu genießen, liebe ich total.
Was ist für dich privat das Wichtigste der Welt?
Rebekka: Privat ist das Wichtigste für mich meine Beziehung, meine Freunde und Familie.
Was trägst du eigentlich am liebsten in deiner Freizeit?Rebekka (lacht): Schwarz. Viel schwarz und das locker und bequem. Gerne auch mit Leder und ausgefallenen Schuhen. Ein bisschen Rock’n Roll, aber als modernes Understatement.
Liebe Rebekka, danke für das Gespräch. Zum Abschluss noch eine Spaßfrage: Was hättest du beruflich gemacht, wenn du nicht im Mode-Business Fuß gefasst hättest?
Rebekka Ruetz
"Wenn ich im Mode-Business nicht Fuß gefasst hätte, wäre ich eindeutig Background-Tänzerin geworden!"