"Ich trete in große Fußstapfen"

Tamara Ruetz über die Zukunft

Apropos hinausstauben: Deine Schwester und du seid in eurer Kindheit aber auch viel draußen gewesen. Wenn die Hausaufgaben erledigt waren, hieß es bei fast jedem Wetter „Und jetzt raus an die frische Luft!“ Da gab’s kein Fernsehen. Das Geniale war, dass unsere Eltern uns immer erlaubt haben, die Sportgeräte aus dem Shop auszuprobieren. Zum Beispiel die Fahrräder. Das Fahren damit hat mir übrigens meine Schwester Rebekka beigebracht.

Das heißt, Sport und Sportartikel haben dich schon damals interessiert. Ja, ich habe so ziemlich alles ausprobiert. Auch Rodeln und Schneeschuhwandern, was noch heute meine Lieblingssportarten sind. Aber das Schöne war damals auch, dass wir alle im Geschäft eine große Familie waren. Ich kann mich noch gut erinnern, dass mir unsere Verkäuferinnen manchmal bei den Hausaufgaben geholfen oder mir eine Kleinigkeit zum Essen gemacht haben.

Und als du dann größer warst: Wolltest du immer schon in das Geschäft deiner Eltern einsteigen bzw. es später übernehmen? Nein, gar nicht. Als Teenager will man ja meistens genau das Gegenteil von dem, was sich die Eltern so vorstellen. Wobei ich sagen muss: Sie haben mich niemals zu irgendetwas gezwungen und immer gesagt: Mach, was du willst, aber sei konsequent dabei und bring es zu Ende.

Und wie sah das dann in der Praxis aus? In der gab es dann eine doch recht überraschende Wendung. Ich habe damals die Hauswirtschaftsschule besucht. Da gab es Schnupperwochen, die ich bei Intersport Kirschner in Serfaus verbracht habe. Das hat mir richtig gut gefallen. So gut, dass ich eine Lehre dort beginnen wollte. Als ich mich dann nach drei Wochen endlich getraut habe, meine Mama um die Unterschrift unter den Lehrvertrag zu bitten, ist sie aus allen Wolken gefallen. Dass ich im Sportfachhandel lernen wollte, damit hat sie nach all meinen Widerständen nun wirklich nicht gerechnet.

Wobei du dich bei der Lehre auf Hartwaren und nicht den Verkauf spezialisiert hast. Ja, meine Neigung zum Handwerklichen hat sich bereits in meiner Kindheit abgezeichnet. Die Geschichte mit dem Schraubenzieher und den Skibindungen habe ich ja schon erzählt.

„Tamara, beginnen wir ganz von vorne. Wie war es für dich als Kind in einer Familie aufzuwachsen, die sich ganz dem Sporthandel verschrieben hat? Das stimmt so nicht ganz. Meine Eltern sind zwar Sporthändler mit Leib und Seele, aber die Familie war ihnen trotzdem immer das Wichtigste. Sie hatten zwar stets viel zu tun, aber wenn ich sie gebraucht habe, waren sie für mich da.

Wie kann man sich eine Kindheit im Sportfachhandel vorstellen? Nun, ich habe natürlich viel Zeit im Geschäft verbracht. Es war damals nur durch eine Tür von unserem Wohnbereich getrennt. Der Shop war für mich ein großer Spielplatz, voll mit interessanten Sachen. Zum Beispiel habe ich sehr gerne mit den Schaufensterpuppen gespielt.

Wie man hört, haben es dir als Kind auch die Zipfelbobs angetan. Ja, ich bin damit im Shop immer die Stufen hinuntergefetzt. Aber nur, wenn Mama nicht da war. Denn das hat sie natürlich gar nicht gerne gesehen. Wenn sie mich erwischte, gab’s Hausarrest. Wie das bei kleinen Kindern so ist, habe ich natürlich viel Blödsinn angestellt. Wenn mein Opa zum Beispiel für Kunden und Kundinnen die Skibindungen eingestellt hat, bin ich mit dem Schraubenzieher hinter ihm nach und habe sie wieder verstellt. Naja, zumindest so lange, bis er es gemerkt hat und mich aus der Werkstätte gestaubt hat.

Und nach der Lehre, wie ging’s dann weiter? Nachdem ich die Lehre am 12. August 2006 abgeschlossen hatte, war ich sechs Winter hintereinander auf Saison und im Sommer daheim. Gleichzeitig habe ich begonnen, mich umfassend weiterzubilden. Wenn ich mich nicht verzähle, sind es seit der Lehre bis jetzt 43 Kurse gewesen. Anlässlich des Shop-Umbaus bin ich dann fix ins Team eingestiegen.

Und jetzt dauert es nicht mehr lange, bis du alleinverantwortlich die Geschicke von Intersport Pregenzer leitest. Ja, ich baue gerade ein Team hinter mir auf, mit dem ich die Zukunft in Angriff nehmen möchte. Aber natürlich lege ich dabei auch viel Wert auf die Mithilfe und den Rat meiner Eltern. 

Inwieweit sind die beiden deine Vorbilder? Was ich an ihnen wirklich bewundere, ist ihre Zielstrebigkeit und ihr innovatives Vorausdenken. Wenn sie sich etwas Neues in den Kopf gesetzt haben, wurde das durchgezogen. Egal wie hart es war. Außerdem hatten sie immer so viel Freude an der Arbeit. Auch das will ich mir bewahren. Letztlich bewundere ich auch, wie sie es geschafft haben, Familie und Betrieb miteinander zu verbinden. Wie ich schon gesagt habe: Sie waren immer für mich da. Wenn sie mir zum Beispiel bei den Hausaufgaben geholfen haben, dann hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit. Da gab es sonst nichts anderes.

Du trittst also in große Fußstapfen! Auf alle Fälle. Aber meine Eltern haben mich gut auf das Leben und den Beruf vorbereitet. Deshalb ein riesengroßes Dankeschön, dass wir so aufwachsen durften, wie wir aufgewachsen sind.“